An die Wand damit: So werden Fotos zu Kunstwerken

Die schönsten Fotos dürfen nicht auf dem Rechner versauern. Abzüge müssen her. Die allerschönsten Bilder haben noch mehr verdient: einen Platz an der Wand. Welche Optionen gibt es?

Kleine Katzengalerie gefällig? Wer die Lieblingsfotos nicht in den schier unendlichen Weiten heutiger Festplatten versenken will, kann sich die schönsten Motive als Wandschmuck gestalten. Symbolbild: Christin Klose/dpa

Von Fabian Hoberg, dpa

Jüchen/Frechen. Ein schönes Porträt. Oder eine stimmungsvolle Landschaftsaufnahme. Viel zu schade, um nur auf einer Festplatte zu versauern. Schöne Aufnahmen haben es verdient, dass sie groß und edel abgezogen werden – und einen Platz an einer Wand in der Wohnung bekommen. Neben dem klassischen Fotoabzug in einem Rahmen bieten verschiedene Labore wie Cewe, Medienkraftwerk, Meinfoto, Digiphotopro und Posterlia dafür unterschiedliche Materialien an: Aluplatte, Acrylglas, Leinwand oder Holz.

Jan-Ole Schmidt arbeitet als Produktmanager bei White Wall in Frechen bei Köln, einem weltweit tätigem Fotolabor für Galerie-Qualität. Kunden können sich in Shops beraten, aber auch online über einen Konfigurator Abzüge von digitalen Dateien anfertigen lassen. Zur Auswahl stehen verschiedene Fotopapiersorten, Trägermaterialien, Rahmen und Produktionsverfahren. Beim sogenannten Kaschieren wird ein vorher entwickeltes Foto auf den Träger aufgezogen, beim Direktdruck kommt das Bild direkt auf den Träger.

Matt oder glänzend?

Bei Acrylglas haben Kunden die Wahl zwischen matt und glänzend in verschiedenen Stärken. „Mattes Acrylglas eignet sich für Räume mit vielen Fenstern, durch die Spiegelungen entstehen können. Glänzendes Acrylglas verstärkt Kontraste und Farben des Fotos“, sagt Jan-Ole Schmidt. Hobbyfotografen wählen gerne Leinwände oder Direktdrucke auf Alu-Dibond.

„Die Frage nach dem Material für die Fotoabzüge ist eine Frage des Geschmacks und der Verwendung“, sagt auch Thomas Gerwers, Fotograf und Chefredakteur der Zeitschrift „Profi Foto“. Viele Fotografen mögen eine glänzende Optik und wählen daher hinter Acrylglas kaschierte Prints. Andere wiederum bevorzugen eine matte Optik für Prints, die auf Alu-Dibond-Platten montiert werden. Nur in Küche, Bad oder im geschützten Außenbereich rät Jan-Ole Schmidt von Papier, Holz oder Leinwand ab – wegen der Feuchtigkeit.

Bilder auf Leinen und Holz

Auf Hartschaumplatten kaschierte Bilder sind günstig und wiegen noch weniger als Alu-Dibond, sind dafür aber nicht so widerstandsfähig wie Prints hinter Acryl oder auf Alu-Dibond. Bilder hinter Acrylglas wiegen deutlich mehr als Bilder aus anderen Materialien und benötigen deshalb eine solide Befestigung wie Wanddübel. Manche Hobbyfotografen mögen auch grob strukturierte Trägermaterialien wie Leinen oder Holz mit der sichtbaren Maserung.

Labore arbeiten mit drei unterschiedlichen Drucktechniken: Die Belichtung auf lichtempfindlichem Fotopapier bietet Vorteile hinsichtlich Haltbarkeit und Darstellung. „Schwarz-Weiß-Abzüge auf Barytpapier bringen dabei einen Hauch von analoger Fotografie mit sich, obwohl die Abzüge in der Regel laserbelichtet sind“, sagt Thomas Gerwers.

Die meisten Labore setzen auf Tintenstrahltechnik mit spezieller Pigmenttinte. Die ist lichtbeständig und lässt sich auf vielen entsprechend beschichteten Materialien verwenden. Auch das Sublimationsverfahren ist weit verbreitet. Dabei werden die Farben durch Erhitzen auf den Träger aufgebracht, die Tinte in den Träger eingedampft. „Die meisten Onlineportale teilen das von ihnen benutzte Verfahren zwar nicht mit, aber Laien werden den Unterschied kaum erkennen“, sagt Thomas Gerwers. Einfache Laserdrucke eignen sich für große Abzüge aber nicht, da diese ein Druckraster aufweisen.

Für eine gute Optik sei entscheidend, dass das Foto erst auf einem separaten Druckmedium entsteht, das anschließend auf den Träger wie Acryl oder Alu laminiert wird. „Günstige Anbieter drucken direkt auf den Träger, das sieht unter Umständen unsauber aus“, sagt Thomas Gerwers. Auch bei der Aufhängung gebe es Unterschiede: Bei Profilaboren sitzen die Aufhänger immer an derselben Stelle, bei preiswerteren Anbietern müssen Kunden die Aufhänger selbst anbringen.

Damit Fotos überhaupt klar und deutlich auf dem Material erscheinen, muss die Auflösung stimmen. In der Regel berechnet das System des Anbieters beim Hochladen der Datei, ob die Auflösung für einen großen Abzug reicht. Oder eben nicht. Bei einer hohen Auflösung sind beinahe beliebig große Formate möglich. Viele Labore verfügen über Algorithmen, um die Datenrate zu erhöhen und das Bild mit zusätzlichen Informationen zu ergänzen.

Auflösung von 300 dpi

Moderne Kameras bieten eine Auflösung von 20 Millionen Pixeln aufwärts. „Das reicht für einen sehr großen Abzug als Sonderformat“, sagt Thomas Gerwers. Verlangten vor ein paar Jahren professionelle Labore hochauflösende Dateien etwa im Tiff-Format, reichen heute in der Regel JPG-Dateien für großformatige Wandbilder. „Die Mindestauflösung sollte 180 dpi betragen, besser sind 300 dpi“, sagt er.

Jan-Ole Schmidt rät, die Kamera vor dem Fotografieren auf die bestmögliche Auflösung einzustellen. „Ab einer Auflösung von 20 Megapixel ist nahezu jedes Format möglich.“ Aber auch bei modernen Smartphones mit einer Auflösung von 12 Megapixeln lassen sich viele Formate verwirklichen – auch wenn das Ergebnis Profifotografen nicht zufriedenstellen wird.

„Smartphones optimieren Fotos primär für die Darstellung am Monitor. Diese Computational Photography kann auf einem Monitor gut aussehen, auf einem großen Abzug aber nicht unbedingt“, sagt Thomas Gerwers.

„Ein Abzug von 120 mal 80 Zentimeter ist mit einem Foto eines guten Smartphones möglich“, sagt Jan-Ole Schmidt. Wichtig sei dabei, dass die Fotos nicht komprimiert oder zu dunkel sind. „Im Gegensatz zur Betrachtung an einem Bildschirm sind Fotos ohne Beleuchtung meist dunkler.“

Ein Abzug im Format 60 mal 40 Zentimeter kostet als hochwertiger Fotoabzug etwa 16 Euro, auf Leinwand mit Aufhängung 62 Euro, auf Dibond 79 Euro und hinter Acrylglas 130 Euro. Viele Kunden wählen bei ihren Abzügen ein Format von 60 mal 40 Zentimeter, 120 mal 80 Zentimeter, aber auch von 3 mal 2 Meter. White Wall etwa kann Bilder bis 5 Meter Breite und 2,4 Meter Höhe anfertigen – ein Format eher für Galerien als für eine normale Wohnung. 

„Smartphones optimieren Fotos primär für die Darstellung am Monitor. Diese Computational Photography kann auf einem Monitor gut aussehen, auf einem großen Abzug aber nicht unbedingt.“

Thomas Gerwers, Fotograf 

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